31. Januar 2005

Über den Kitsch der Selbständigkeit nach dem erstem Auszug

So, heute ist tatsächlich etwas passiert, was ich bisher nur aus naiv-kitschigen billig erzählten Mein-Junge-wird-Erwachsen-weil-er-jetzt-die-Wäsche-selbst-wäscht-Geschichten kenne, in denen es als Signal, gar als Beweis der finalen elterlichen Abnabelung eingesetzt wird, oder aus noch viel kitschigeren Junggesellenhaushalt-wird-durch-Traumfrau-aufgemöbelt-Love-Story-Filmen als Symbol männlicher Unvollkommenheit: mir ist in der Wäsche ein Socken verloren gegangen.

Keine zwei Socken, genau einer. Was zum Henker mache ich mit einem einzelnen Socken? Vielleicht darauf hoffen, dass ich - wenn irgendwann ein anderer (einzelner) Socken verloren geht - mit einem Quasi-Ersatz-Socken auftrumpfen kann? Dass ich - was übrigens eines der für meine Kindheit symptomatischen Vorstellungen ist - den lonesome Socken als Putzhilfe nehme, vorzugsweise durch eine in ihn hineingesteckte Bürste geformt?

Aber wo soll ich bis dahin den Socken-Single hinlegen? Zu den anderen Socken? Bloß nicht, dass würde a) sie nur verwirren und könnte b) zu erneuten Verwechslungen führen! In ein extra Fach? Ja, aber nur haben. Und was sage ich dann Leute, die zu Besuch sind und als allererstes in meinen Schrank blicken, weil sie meinen, dadurch Rückschlüsse auf meine momentane geistige und weltliche Situation zu erlangen? "Ja, das ist mein Einzelsocke-Fach".

Ich denke, ich werde ihn ganz ganz hinten in mein Sockenfach legen und hoffen, dass ich mich an ihn noch erinnere, wenn wieder mal ein anderer, hoffentlich ähnlich farbener Socken verlorengeht... (und mich niemand darauf anspricht, weil dass zu nichts anderem als einer bescheuerten Konversation führen kann! Gespräche über Socken. Oh Mann.)

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